Praktikum, Werkstudentenjob oder Selbstständigkeit – Welche Erfahrung bringt dich am meisten weiter?

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Arbeitgeber achten längst nicht mehr nur auf Abschlüsse – praktische Erfahrung zählt mindestens genauso viel. Während einige klassische Praktika absolvieren, entscheiden sich andere für einen Werkstudentenjob oder wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Doch welcher Weg bereitet am besten auf den Berufseinstieg vor? 

Praktikum: Der klassische Weg zur Berufserfahrung

Ein paar Monate im Unternehmen mitarbeiten, Kontakte knüpfen und den Lebenslauf aufbessern – klingt sinnvoll. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. Während einige in spannende Projekte eingebunden werden, verbringen andere ihre Tage mit Kaffeekochen und Kopieren. Ob ein Praktikum sinnvoll ist, hängt von mehreren Faktoren ab. 

Guter Einblick, aber wenig Einfluss

Ein Praktikum ist eine Chance, den Berufsalltag hautnah kennenzulernen. Statt nur in Vorlesungen über Unternehmensstrukturen und Abläufe zu lernen, kannst du direkt erleben, wie Teams zusammenarbeiten, Projekte gesteuert und Entscheidungen getroffen werden. Das hilft, Theorie mit Praxis zu verbinden und herauszufinden, ob der Job überhaupt deinen Vorstellungen entspricht.

 

Doch oft bleibt es beim Zuschauen. In vielen Unternehmen übernehmen Praktikanten vor allem unterstützende Aufgaben – Recherche, Protokolle, Präsentationen vorbereiten. Eigenverantwortung? Fehlanzeige. Besonders in großen Konzernen sind die Abläufe strikt vorgegeben, und Praktikanten dürfen nur begrenzt mitentscheiden. In Start-ups oder kleinen Firmen kann das anders aussehen, da dort oft jede helfende Hand gebraucht wird.

Arbeiten für wenig oder gar kein Geld

Ein großes Problem ist die Bezahlung. Pflichtpraktika, die von der Uni vorgeschrieben sind, müssen nicht vergütet werden – und viele Unternehmen nutzen das aus. Wer freiwillig ein Praktikum macht, hat ab einer Dauer von drei Monaten zwar Anspruch auf Mindestlohn, aber viele Firmen umgehen das geschickt. Manche setzen die Dauer bewusst kürzer an oder locken mit "besonderen Erfahrungen", die angeblich jede Bezahlung aufwiegen.

 

Für Studierende, die auf ein Einkommen angewiesen sind, ist das ein echtes Problem. Miete, Lebensmittel und Studienkosten zahlen sich nicht von selbst – und nicht jeder kann es sich leisten, monatelang für wenig oder gar kein Geld zu arbeiten. Besonders in teuren Städten wird ein Praktikum schnell zum Luxus, den sich nur wenige leisten können.

 

In puncto Flexibilität sind ebenfalls Grenzen gesetzt. Während eines Vollzeitpraktikums bleibt kaum Zeit für Nebenjobs oder andere Projekte. Gleichzeitig gibt das Unternehmen den Arbeitsrhythmus vor, sodass wenig Spielraum für individuelle Zeitgestaltung bleibt. 

Kontakte, die sich lohnen können

Trotz aller Nachteile kann ein Praktikum Türen öffnen. Wenn du dich engagierst, sich aktiv einbringst und nicht nur Dienst nach Vorschrift machst, hinterlässt du einen bleibenden Eindruck. Vorgesetzte, Kollegen oder andere Praktikanten können später wertvolle Kontakte sein – sei es für Empfehlungen, spätere Jobangebote oder einfach als Einstieg in ein bestimmtes Berufsfeld.

 

Aber auch hier gilt: Nicht jedes Unternehmen bietet diese Chancen. Manche setzen auf eine ständige Rotation von Praktikanten, ohne jemals jemanden zu übernehmen. Daher solltest du dich vorher gut informieren:

  • Gab es in der Vergangenheit Übernahmen?
  • Werden Praktikanten gefördert oder nur als günstige Arbeitskräfte eingesetzt?

Wann ein Praktikum Sinn ergibt

Vor allem in Studiengängen mit Pflichtpraktikum führt kaum ein Weg daran vorbei. Für diejenigen, die sich über ihren zukünftigen Berufsweg unsicher sind, kann es ebenfalls eine sinnvolle Orientierung sein – ein paar Monate in einem Unternehmen zu verbringen, hilft oft mehr als theoretische Überlegungen. Wenn du gezielt eine Branche kennenlernen möchtest, kannst du mit einem gut gewählten Praktikum wertvolle Erfahrungen sammeln.

 

Allerdings ist nicht jedes Praktikum ein Gewinn. Ohne klare Aufgaben oder Entwicklungsmöglichkeiten bleibt es oft bei einfachen Hilfstätigkeiten, die wenig Mehrwert bieten. Die Wahl des Unternehmens und die eigenen Erwartungen machen den Unterschied – zwischen einer nützlichen Erfahrung und einer reinen Zeitverschwendung. Letztlich hängt der Nutzen stark von der Branche, dem Unternehmen und den eigenen Zielen ab. 

Werkstudentenjob: Arbeiten & Studieren im Einklang

Ein Studium ist zeitaufwendig, aber irgendwie muss das Leben finanziert werden. Ein klassischer Nebenjob hilft zwar kurzfristig, bringt aber selten etwas für die Karriere. Genau hier setzt ein Werkstudentenjob an: Er verbindet praktische Erfahrung mit einem regelmäßigen Einkommen – klingt nach der perfekten Lösung. Doch so einfach ist es nicht immer.

Mehr als nur ein Nebenjob

Während Nebenjobs oft wenig mit dem späteren Beruf zu tun haben, arbeiten Werkstudenten direkt in ihrer Branche. Ob in der IT, im Marketing, in der Ingenieurwissenschaft oder im Finanzsektor – viele Unternehmen setzen gezielt auf Studierende, die schon Fachwissen mitbringen.

 

Ein großer Vorteil ist die langfristige Perspektive. Werkstudenten werden in der Regel stärker ins Unternehmen integriert als Praktikanten und können sich mit der Zeit wertvolle Kenntnisse aneignen. Viele lernen interne Abläufe kennen, übernehmen eigenständig Projekte und bauen sich ein Netzwerk auf, das später beim Berufseinstieg hilfreich ist. Die Aufgaben hängen stark von der Branche und dem Unternehmen ab: Während in technischen und wirtschaftlichen Bereichen oft anspruchsvolle Tätigkeiten übernommen werden, gibt es auch Jobs, die sich eher auf unterstützende Arbeiten beschränken.

 

Gleichzeitig ist ein Werkstudentenjob keine Beschäftigung für ein paar Wochen. Meist bleiben Studierende mehrere Semester in einem Unternehmen. Und nicht selten führt ein Werkstudentenjob direkt zu einem Angebot für eine Festanstellung – vor allem in Firmen, die ihren eigenen Nachwuchs gezielt fördern. 

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Ein Balanceakt, der nicht für alle funktioniert

Doch nicht jeder profitiert gleichermaßen von einem Werkstudentenjob. Die Doppelbelastung kann zur Herausforderung werden – besonders in Studiengängen mit hohem Lernaufwand oder vielen verpflichtenden Veranstaltungen. Wer neben 20 Arbeitsstunden noch Vorlesungen, Hausarbeiten und Prüfungen bewältigen muss, braucht eine gute Organisation und ausreichend Zeitreserven. In Prüfungsphasen kann es stressig werden, vor allem wenn der Arbeitgeber wenig Rücksicht auf wechselnde Uni-Zeiten nimmt.

 

Hinzu kommt, dass nicht jede Aufgabe spannend ist. Manche Unternehmen nutzen Studierende nur für Routineaufgaben – Copy-Paste-Arbeit, endlose Tabellen oder simple Assistenzjobs. Die Erfahrung kann dann ernüchternd sein, weil du wenig dazulernst und der Job kaum über einen normalen Büroaushilfsjob hinausgeht.

In welchen Branchen lohnt sich ein Werkstudentenjob?

Nicht alle Studienrichtungen bieten gleich gute Möglichkeiten für eine Werkstudentenstelle. Besonders gefragt sind Studierende aus technischen und wirtschaftlichen Fachrichtungen – also Informatik, Ingenieurwesen, BWL oder Marketing. In diesen Bereichen arbeiten Werkstudenten oft an relevanten Projekten mit, entwickeln Software, analysieren Märkte oder unterstützen in der Produktentwicklung.

 

Schwieriger ist es für Geistes- oder Sozialwissenschaftler. In vielen kreativen oder sozialen Berufen gibt es schlichtweg kaum klassische Werkstudentenstellen, weil Unternehmen entweder wenig Bedarf oder nicht die finanziellen Mittel dafür haben. Hier bleibt oft nur die Option, über Praktika oder freiberufliche Tätigkeiten Erfahrungen zu sammeln.

Lohnt sich das Modell für alle?

Ein Werkstudentenjob ist eine sinnvolle Möglichkeit, das Studium mit wertvoller Praxiserfahrung zu verknüpfen – aber er passt nicht zu jedem. Wenn du dich früh in einem Unternehmen etablieren oder eine Branche kennenlernen möchtest, kannst du davon profitieren. Auch für diejenigen, die finanziell auf eigenen Beinen stehen wollen, ist es oft eine bessere Alternative als klassische Nebenjobs, weil die Bezahlung in der Regel höher ist.

 

Aber ein Werkstudentenjob bedeutet Verpflichtung. Wer lieber flexibel bleibt, eigene Projekte verfolgt oder ein Studium mit hohem Lernaufwand hat, könnte sich schnell überlastet fühlen. Die Entscheidung sollte deshalb nicht nur vom Gehalt abhängen – sondern ebenso davon, ob die Arbeit wirklich das bringt, was für die eigene Zukunft wichtig ist.

Selbstständigkeit neben dem Studium: Flexibel, aber riskant?

Keine festen Arbeitszeiten, keine Vorgesetzten, die nerven, und die Möglichkeit, aus einer eigenen Idee etwas Großes zu machen – die Selbstständigkeit klingt nach dem ultimativen Traumjob. Während manche lieber ein Praktikum oder einen Werkstudentenjob machen, setzen andere auf ihre eigenen Fähigkeiten und starten ihr eigenes Business. Doch dieser Weg hat nicht nur Vorteile. Ohne festes Gehalt, mit viel Verantwortung und jeder Menge Unsicherheiten kann die Selbstständigkeit zur echten Belastung werden. 

Arbeiten, wann und wie es passt

Einer der größten Vorteile der Selbstständigkeit ist die Flexibilität. Keine Schichtpläne, keine festen Bürozeiten – du arbeitest dann, wenn es ins Studium passt. Besonders in Prüfungsphasen ist das Gold wert, weil du Projekte nach dem eigenen Rhythmus organisierst.

 

Dazu kommt, dass du von Anfang an eigene Entscheidungen triffst. Wer sich selbstständig macht, bestimmt selbst, woran gearbeitet wird, welche Kunden oder Aufträge angenommen werden und in welche Richtung sich das Business entwickelt. Das macht den Unterschied zu einem klassischen Nebenjob, bei dem oft wenig Freiraum für eigene Ideen bleibt.

 

Doch genau diese Freiheit bringt Verantwortung mit sich. Ohne Chef, der Aufgaben verteilt, musst du alles selbst organisieren: Kunden suchen, Rechnungen schreiben, Steuern zahlen – das gehört alles dazu. Und wenn mal keine Aufträge reinkommen, gibt es kein Geld.

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Welche Geschäftsmodelle sind realistisch?

Nicht jede Selbstständigkeit passt in den Alltag eines Studierenden. Zeit ist knapp, und die wenigsten können es sich leisten, Monate oder Jahre in eine Idee zu stecken, die erst irgendwann später Geld abwirft. Deshalb funktionieren vor allem Modelle, die relativ schnell ein Einkommen bringen und sich flexibel gestalten lassen:

  • Freelancing: Viele Studierende verdienen als Freelancer Geld – sei es mit Grafikdesign, Programmierung, Texterstellung oder Übersetzungen. Plattformen wie Fiverr oder Upwork machen es leicht, Kunden zu finden. Wer ein gefragtes Skillset hat, kann hier Einkommen generieren.
  • Online-Business: Der Aufbau eines eigenen Online-Shops über Plattformen wie Shopify oder Etsy ist eine Möglichkeit, um Produkte zu verkaufen – sei es selbst gefertigte Waren oder Dropshipping-Produkte. Digitale Produkte wie E-Books oder Kurse sind ebenfalls ein wachsender Markt.
  • Social Media und Content Creation: YouTube, TikTok oder Instagram bieten Chancen, Reichweite aufzubauen und mit Werbung, Kooperationen oder eigenen Produkten Geld zu verdienen. Allerdings erfordert dieser Weg Geduld, da es meist Monate oder Jahre dauert, um davon leben zu können.
  • Coaching und Nachhilfe: Wer in einem bestimmten Bereich besonders gut ist, kann Wissen weitergeben – sei es durch Nachhilfe, Sprachunterricht oder Fitness-Coaching. Auch hier gibt es Plattformen wie Superprof oder Coach.me, die den Einstieg erleichtern.

Ein solider Plan

Gerade weil die Selbstständigkeit viele Unsicherheiten mit sich bringt, lohnt sich eine gründliche Planung. Ein Businessplan hilft, das eigene Geschäftsmodell zu durchdenken und realistisch einzuschätzen, ob es langfristig tragfähig ist. Er sollte nicht nur eine klare Strategie zur Kundengewinnung und Preisgestaltung enthalten, sondern auch realistische Einnahmen und Ausgaben berücksichtigen.

 

Denn eine der größten Herausforderungen ist der finanzielle Aspekt. Während ein Werkstudentenjob ein festes Einkommen bietet, kann es in der Selbstständigkeit Monate dauern, bis überhaupt die ersten Gewinne erzielt werden. Daher solltest du vorher alles gut kalkulieren, um nicht viel Zeit zu investieren, ohne dass es sich auszahlt. 

Für wen lohnt sich dieser Weg?

Die Selbstständigkeit ist nicht für jeden die richtige Wahl. Wer lieber auf Sicherheit setzt und keine Lust auf bürokratische Hürden oder finanzielle Unsicherheiten hat, fährt mit einem klassischen Nebenjob oder einer Werkstudentenstelle oft besser.

 

Aber für diejenigen, die eigene Ideen verwirklichen und sich nicht in feste Strukturen zwängen wollen, kann die Selbstständigkeit genau der richtige Weg sein. Wenn du es schaffst, bereits während des Studiums ein funktionierendes Business aufzubauen, musst du dich später vielleicht gar nicht erst auf Jobsuche begeben. Doch ohne Durchhaltevermögen, Eigenmotivation und eine gute Strategie kann aus der vermeintlichen Freiheit schnell ein teurer Fehler werden.